Geld und BGE (Skizze)

Moderator: BGE

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KlBi
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Geld und BGE (Skizze)

Beitrag von KlBi »

Geld
Es ist ein bemerkenswertes Phänomen, daß immer mehr Menschen sich damit beschäftigen ein "neues" Geld oder eine neues Geldsystem zu erfinden.
Man kann dieses Phänomen auch nicht damit "erklären", daß dabei lauter Spinner am Werke sind.
Dahinter steckt offenbar, daß dem realen Geldsystem mißtraut wird, daß es niemand so recht versteht. "Verstehen" tun es zwar viele, jeder aber auf seine Weise. Eine einheitliche Ansicht, ein gemeinsames Verständnis gibt es nicht. Verschiedene Wirtschafts"wissenschaftler", die es ja eigentlich wissen müßten, haben völlig unterschiedliche Ansichten darüber wie sich "Geld" entwickelt hat und was es heute ist. Ganz zu schweigen davon, daß ein Blick in die Zukunft "wissenschaftlich", d.h. im Konsens vieler "Wissenschaftler" nicht möglich zu sein scheint.

Das reale "Geld", die "materielle" Gestalt des Geldes tritt uns wie ein luftiges Spielgeld entgegen, ganz so als würden wir alle Monopoly spielen und dazu eben Geld "erfinden". Bei einem Spiel wäre allerdings das Geld leicht zu verstehen. Auch das "Vertrauen" wäre 100%, eben weil es nichts zu vertrauen gäbe: Alles Spiel, alles Einbildung und Konvention. Bei einem Monopolyspiel würde niemand ein neues Geld erfinden wollen, Spielgeld hat keinen "Wert". Es kann nicht ernster genommen werden als das Spiel selbst.

Das Alltagsleben wird dagegen als etwas "ernstes" verstanden, es ist kein Spiel und kein Zuckerschlecken, insbesondere kann man sich diesem "Spiel" nicht entziehen, man muß mitspielen.

Schauen wir auf die Existenzform, des realen Geldes, so suchen viele Menschen im "gedruckten" Schein die reale Existenz. "Wenn der Staat mehr Geld druckt als Waren vorhanden sind, dann entsteht Inflation" wissen schon die Dreijährigen. Nun sind "Waren" genauso undefinierbar wie "Geld". Es gibt auch Dienstleistungen und die werden auch mit "Geld" bezahlt. Im Wirtschaftskreislauf spielen Dienstleistungen eine alles beherrschende Rolle. Klassische Waren wie Brot, Butter, Schuhe, Eisschränke, Waren die zur unmittelbaren Existenz notwendig sind, verlieren zunehmen an Bedeutung innerhalb der Wirtschaft. Kurzum, man kann weder die Warenmenge noch die Geldmenge annähernd bestimmen und der Spruch von den "gedruckten" Geldschein erweist sich als billige Phrase. Allenfalls kann der Staat solange Geld drucken, bis Inflation entsteht, man weiß nu vorher nicht, wieviel dazu notwendig ist. Umgekehrt weiß man bei einer Inflation auch nicht ob es an einer Diskrepanz von Geldmenge und Warenmenge liegt.

Noch mysteriöser ist das, worauf es ankommt, der "Wert" dieser "Warenmenge", denn dieser Gesamtwert steht in Relation zur Geldmenge, wobei die Geldmenge auch eine nicht allgemein meßbare Größe ist, eben weil keine allgemeingültige Vorstellung darüber besteht, was Geld überhaupt ist.
Das Bargeld, welches der Staat emsig druckt, spielt in der gesamten Geldmenge nur eine schwindende Rolle. Unter Geld versteht man auch "Guthaben" auf Banken. Aus praktischen und ökonomischen Gründen werden Bargeldzahlungen auch immer mehr aus der Wirtschaft verdrängt. Die Bürger (nicht alle) haben ihr Geld nicht in Gestalt gebündelter Geldscheine auf Banken liegen, sie haben "Konten" bei Banken. Das sind virtuelle Gebilde, elektronische Luftgestalten, die sich durch provane Exceltabellen und entsprechenden Programmen visualisieren lassen. Die "Geldmenge", das Geld besteht also aus Bargeld, welches schwindet und "Guthaben" auf Konten bei Banken. Mindestens. Nun kann man sein Guthaben auch "anlegen", z.B. virtuelle Anteile an "Firmen" kaufen. Wenn man es nicht selbst macht, die Bank macht es, sie "arbeitet" mit dem Zaster, sie verleiht Geld, kauft selbst diverse Anteile, "Werte" (Aktien, Gold usw). Was überhaupt "Wert" ist weiß man nicht. Insgesamt weiß man nicht mehr wo Wert und Geld, Waren und Dienstleistungen anfangen und wo es aufhört.
Ist das Bargeld, die gedruckten Scheinchen, erstmal völlig verschwunden haben wir es nur noch mit etwas "gedachtem" zu tun, mit Konten auf Festplatten, Softwareprogrammen, welche das Geld fließen lassen, welche Geld von einem Konto zum nächsten "bewegen".
Regelmäßige Zahlungen sind schon völlig automatisiert. Man zahlt seine Miete nicht wie vor 100 Jahren, bei einem Vermieter, indem man ihn aufsucht (oder umgekehrt) und ihm einige Silbertaler übergibt. Bei den immer weniger werdenden "sozialpflichtigen" Beschäftigungen sieht es nicht finsterner aus: So ein sozialversicherungspflicht Beschäftigter, so sagt man, zahle Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Lohn- oder Gehaltssteuer, Kirchensteuer. Real zahlt aber niemand, im Sinne einer aktiven Tätigkeit. Man erhält monatlich einen Papierzettel, bzw kann im Internet eine Tabelle einsehen, wo dann draufsteht, daß allemöglichen Beträge auf Konten diverser Einrichtungen überwiesen wurden, nicht mal etwa vom "eigenen" Konto sondern gleich von Konten der Arbeitgeber.

Bei den Banken, wo das "Geld" arbeitet, werden ebenfalls zunehmend Softwareprogramme eingesetzt, die automatisch "Werte" kaufen, wenn das Risiko eine Schwelle unterschreitet.

Die Weltfinanzkrise, bei der schlagartig Riesensummen hervorgezaubert werden, gibt dem ganzen gewissermaßen den Rest. Witzig, wenn z.B. bei de-Wikipedia zu Belorussland vermerkt wird
> Am 29. Juli 1993 gewährt der Internationale
> Währungsfonds (IWF) dem wirtschaftlich angeschlagenen
> Staat einen Kredit über 98 Millionen US-Dollar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte ... ik_Belarus
Heute brauchen angeschlagene Staaten, wie z.B. die USA, 1.000.0000 Mio Dollar, und die werden sogar aus dem nichts hervorgezaubert.

In einer Zeitung "Der Tag" Nr. 228, Donnerstag, 15.12.32 liest man:
> London, 13. Dezember (Tel. des „Tag“). Die Zahlung
> für die Vereinigten Staaten ist vorbereitet. Nachdem
> der Abtransport nicht rechtzeitig vor sich gehen konnte,
> damit die Zahlung am 15. in Washington eintrifft, ist in
> der englischen Nationalbank der für die Amerikaner
> bestimmte Betrag in Gold in eine besondere Ecke gestellt
> worden und erhielt eine Tafel: „Eigentum der amerikanischen
> Staaten von Nordamerika“

Man sieht, daß unser virtuelles Spielgeld bedeutend flexibler ist als das "richtige" Geld vor 80 Jahren.

Nun, in dieser allgemeinen Geldsituation treten nun die Gelderfinder auf. Hier gibt es eine noch zu erforschende und unüberschaubare Menge an Ideen und Entwürfen. Bemerkenswert ist jedoch, daß bei vielen nicht etwa das real "sinnlose", das spielgeldhafte, das wertlose weitergetrieben wird, nach dem Motto, ok, es ist Spielgeld, also sorgen wir dafür daß möglichst alle mitspielen können (z.B. durch ein BGE), schaffen wir einfache Regeln, wie eben z.B. bei dem Spiel "Monopoly", sondern im Gegenteil, man stellt dem aus der Kontrolle geratenen Geld, wieder "wirkliches" Geld, Geld das "realen" Wert hat, etwas handfestes, entgegen. Viele sehen z.B. im Gold etwas solides, etwas, was von "natur" aus Wert besitzt.
Dieses Zurück zum "Handfesten" hat natürlich etwas reaktionäres. Bei vielen Geld- und Währungserfindern herrscht auch sonst eine reaktionäre Ideologie vor: Austritt des "souveränen Nationalstaates" aus allen internationalen Zusammenhängen, bishin zum Austritt aus der UNO, zurück zum autonom-autarken Nationalstaat. Panikmache vor einer "Weltregierung".
KlBi
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Beitrag von KlBi »

Bargeldlose Welt?

www.handelsblatt.com
Selbst wenn es gelänge, alle Menschen zum bargeldlosen Zahlen zu zwingen, sehen Ökonomen viele Probleme in einer bargeldlosen Welt. Zentralbanken hätten ohne Bargeld ein echtes Geldproblem. Die Notenbanken erwirtschaften ihre Gewinne zu einem großen Teil mit dem Drucken von Banknoten und dem Prägen von Münzen. Dabei sind die Gewinnmargen groß, denn ein Euro-Schein hat zum Beispiel Produktionskosten von durchschnittlich acht Cent. Die Differenz zum aufgedruckten Wert ist der Gewinn der Zentralbank, denn sie liefert die Scheine an Banken aus, die ihr dann den Geldwert schulden.

„Die Gewinne der Zentralbanken würden bei einer Abschaffung des Bargelds radikal zurückgehen, und das könnte deren Unabhängigkeit gefährden“, sagt Malte Krüger, der an der Fachhochschule Frankfurt Geldpolitik lehrt. Im vergangenen Jahr überwies die Deutsche Bundesbank zum Beispiel rund 4,1 Milliarden Euro an den Bundeshaushalt.

Erstmal neues Kontosystem?
Deutsche Kontonummern ein Auslaufmodell


Aus Foren und Blogs
http://www.talkteria.de/forum/topic-147241.html
http://www.meinpolitikblog.de/2010/11/1 ... s-bargelds
KlBi
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Beitrag von KlBi »

KlBi
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Beitrag von KlBi »

Zur Automatisierung des Geldsystems
faz.net: Schon wieder wanken Banken
(...)
Vorbereitungen für die nächste Runde

Wie es genau um die deutschen Banken steht, gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen. Am vergangenen Freitag haben die Vorbereitungen für neue sogenannte Stresstests begonnen. Solche Tests sollen durchspielen, wie gefährdet die Banken sind, wenn irgendwo in der Welt etwas Dramatisches passiert.

Dazu bekommen die Banken bestimmte Szenarien vorgegeben, die sie in ihre Computer einfüttern - die Ergebnisse müssen sie dann der Aufsicht melden.

Wenn man das streng genug machen würde, wäre es eine gute Idee. „Akkurate Stresstests würden zeigen, dass viele Banken noch gewaltige stille Lasten tragen“, sagt Hans-Werner Sinn, der Chef des Münchener Ifo-Instituts. Die Banken haben jedoch kein Interesse daran, strenge Stresstests zuzulassen - und sie haben Einfluss auf deren Ausgestaltung (siehe Banken-Stresstests werden aufgeweicht). Schließlich können sie drohen: Wenn der Stresstest zu streng ist, fallen viele von uns durch. Dann ziehen Sparer ihr Geld ab. Banken gehen pleite. Und der Staat muss sie retten. Ifo-Chef Sinn meint deshalb: „Die neuen Stresstests werden diese stillen Lasten der Banken genauso wenig offenlegen, wie es die alten taten.“

Härtetest Staatsbankrott

Die letzten Stresstests im vorigen Sommer waren ein Skandal. Immerhin 91 Banken wurden damals geprüft. Bis auf 14 kamen alle durch. Auch die irischen - die wenige Wochen später mit einem Milliardenprogramm gerettet werden mussten (siehe Deutsche Banken haben Nachholbedarf).
(...)
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