Geld ohne Arbeit?

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root
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Geld ohne Arbeit?

Beitrag von root »

cathi 28.01.2004, 16:14 hat geschrieben:Auf Grund des vorherigen Themas und der aktuellen wirtschaftlichen Lage sollte man sich die Frage stellen ob das Verhältnis Arbeit=geld zumindest in Deutschland noch angebracht ist.

Seit 1960 sinkt das Wirtschaftswachstum, und steigt die Arbeitslosigkeit (im groben) an.
Die Rationalisierung und die strukturelle Arbeitslosigkeit nimmt zu.
Früher ernährten 1 Bauer 4 menschen heute vielleicht 100.
Die Dienstleistungen können auch nicht ins unendliche ausgewalzt werden.
Theorien besagen dass in 100 jahren nur noch 1% der Bevölkerung arbeiten können.
Die Maschinen stellen die Nahrung und viele Dienstleistungen her.


Auch wenn das nach sience Fiction klingt ist die Entwicklung klar erkennbar,
wenn also immer weniger Menschen arbeiten, sollte dann nicht der Lohn unabhängig von der Arbeit sein?
Klar müssen die, die arbeiten Vorteile welcher Art auch immer haben,
und die Auswahl darf niemanden benachteiligen.

Auch wenn es nicht dazu kommt, und die Entwicklung stoppt, hätte ich gerne Kommentare zu dem Vorschlag und eine Verwirklichungsmöglichkeit.

Cathi
Schokolade 29.01.2004, 14:04 hat geschrieben:Hallo Chati
Auf Grund des vorherigen Themas und der aktuellen wirtschaftlichen Lage sollte man sich die Frage stellen ob das Verhältnis Arbeit=geld zumindest in Deutschland noch angebracht ist.
Man kann das ganze Forum durchforsten, und findet kaum jemanden, der zum Ausdruck bringt das es außerhalb der geheiligten deutschen vier Wände noch unerforschte Räume zu entdecken gilt. Hier hast du bereits ein :D verdient.
Früher ernährten 1 Bauer 4 menschen heute vielleicht 100.
Hier das 2. :D .
Die Produktivität der Landwirtschaft ist übrigens ein guter Maßstab für den Lebensstandard einer auf abgesondertem Gebiet existierenden menschlichen Gemeinschaft.
So spiegelt das Verhältnis (Kilo Reis pro Arbeitsstunde in den USA ) zu (Kilo Reis pro Arbeitsstunde in Indien ) den Kurs zwischen US-Doller und indischer Rupie wider.

Der aktuelle Prozess des Zusammenwachsens der Menschheit der sich vor unser aller Augen unorganisiert und chaotisch vollzieht, führt zu bedauerliche Konsequenzen hier und dort.

Während hier, durch die niedrigen Löhne dort, die industrielle und vermehrt auch die geistige (z.b. Softwareentwicklung) Produktion abgebaut wird, wird dort ein wesentlicher Wirtschaftssektor durch die billigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus unseren Breiten zunehmend zerrüttet.
Erwerbstätige in der Landwirtschaft: Indien (59,6%) - USA (2,6%)
Anteil der Landwirtschaft am BIP: Indien (25%) - USA (1,6%)
(Zahlen Jahr 2001)

Diese Zahlen zeigen am besten, dass eine organisierte, planmäßige Vereinigung solcher unterschiedlichen, separaten Wirtschaftsregionen einer neoliberalen, chaotischen, den Marktgesetzen unterworfenen vorzuziehen wäre.
Leider fehlt es aber an einer globalen Institution mit nötiger Kompetenz die ersteren Weg einschlagen könnte (UN?) und – schlimmer! es fehlt an allgemeiner Einsicht ihrer Notwendigkeit!
Auch wenn das nach sience Fiction klingt ist die Entwicklung klar erkennbar,
wenn also immer weniger Menschen arbeiten, sollte dann nicht der Lohn unabhängig von der Arbeit sein?
Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Krankengeld, Pension, Rente,(Diäten) sind mindestens „Löhne“ ohne Arbeit!
Aber auch so was wie Subventionierung von Brachflächen in der Landwirtschaft, zeigen:
Der Lohn ist bereits von der Arbeit unabhängig!
Klar müssen die, die arbeiten Vorteile welcher Art auch immer haben,
und die Auswahl darf niemanden benachteiligen.
Vielleicht ist es dann bereits ein Vorteil, wenn man eine Arbeit hat?

Ich habe in diesem Forum schon mehrfach die Frage gestellt, was denn Arbeit eigentlich ist.
In meinem Verständnis ist Arbeit die vom Menschen aufgebrachte Energie und investierte Zeit zur die Erzeugung aller zum Leben des Einzelnen und Erhalt der Gemeinschaft erforderlichen materiellen und geistigen Dinge.
(Dieses notwendige "Übel", die Arbeit, ist m.E. ein Glück für die Menschheit, da der Mensch ohne den Zwang -sich zu bewegen um sich zu erhalten- niemals die Fähigkeit erlangt hätte die Dinge zu bewegen.)

Wie trägt nun die Arbeit des einzelnen zum Gewinn der Gemeinschaft bei?
Würden wir uns noch in einer autarken kleinen überschaubaren Dorfgemeinschaft aufhalten, könnten wir wöchentlich darüber erneut debattieren, wer wann die Ziegen melkt, wer den Müll vergräbt und den Abwasch macht. Diese linken Lebensideale idealisieren eine frühgeschichtliche Epoche.

Wir leben in einer Gemeinschaft, die bisher unter (Vaterland), Staat sich formierte und mittlerweile ein globales Netz gespannt hat.
Die Organisation der Arbeit in diesem komplexen Beziehungen ist augenscheinlich nicht simpel.
In der Planwirtschaft wurde das potenzielle Arbeitsvermögen an Zielvorgaben von Produktmengen und Art gekoppelt.
Die Effizienz dieses Herangehens zeigt sich besonders in Zeiten wo es an allem mangelt.
Das Geld spielte hier eine zweitrangige Rolle. Der Erfolg oder Misserfolg der Planung zeigte sich in den „realen“ produzierten Mengen und nicht in deren imaginären Geldwerten!
Ein großer Nachteil der Planwirtschaft lag in der mangelnden Flexibilität des Systems.

Diese Nachteil versuchte man in der Marktwirtschaft zu umgehen. Hier wurde die Wirtschaft indirekt geplant. Ludwig Ehrhard:
Die soziale Marktwirtschaft bejaht jedoch die planvolle Beeinflussung der Wirtschaft mit den organischen Mitteln einer umfassenden Wirtschaftspolitik auf Grund einer elastischen Anpassung an die Marktbeobachtung. Diese Wirtschaftspolitik führt in sinnvoller Kombination von Geld- und Kredit-, Handels- und Zoll-, Steuer-, Investitions- und Sozialpolitik sowie anderen Maßnahmen dazu, dass die Wirtschaft in Erfüllung ihrer letzten Zielsetzung der Wohlfahrt und der Bedarfsdeckung des ganzen Volkes dient
Diese Wirtschaftspolitik hat bis Mitte der 70ger Jahre funktioniert: Seit dem ist der Einfluss des Staates auf die nationale Wirtschaft zusehends eingeschränkt worden.

Der Erfolg dieser Wirtschaftsmethode drückt sich nicht in den eigentlichen Produktmengen bzw. Produktarten aus, sondern in deren imaginären Werten. Das Geld hat einen anderen Charakter. Es gibt Auskunft über die Effizienz des Wirtschaftgeschehens.
Das was die Planbehörde der Planwirtschaft gemacht hat, das Arbeitsvermögen des Einzelnen an eine gesellschaftliche nützliche Tätigkeit zu vermitteln, macht in der Marktwirtschaft das wirtschaftspolitisch gestaltete Geld.
Wie das Blut im lebendigen Organismus Sauerstoff und Nahrungsmittel in jede Zelle transportiert und die Abfallprodukte abholt, so vermittelt das Geld die materiellen Lebensbedürfnisse des Individuums an die Produktionswerkstätten der Gesellschaft.

Die Zukunft liegt in einer grenzenlosen Welt, in der vermutlich noch lange Zeit die Vermittlung zwischen Arbeitsvermögen und gesellschaftlich nützlichem Erzeugnis über das Geld geregelt wird.
Es wird aber eine zentrale Stelle die wirtschaftspolitische Gestaltung des Geldes übernehmen. Wahrscheinlich eine Mischung aus IWF WB UN!
Perestroika 29.01.2004, 18:02 hat geschrieben:(sorry bamby, Deinen Artikel hab ich nicht berücksichtigt)

Oh!
Ein interessantes Thema, wo steckt cathi?

Ich will die unser Dasein (zumindest meins) direkt berührende Kernaussage von cathi und Schoki verdeutlichen. Die "Ausgaben" für Soziales, Rente usw sind bereits Geld ohne "Erwerbsarbeit". In einer Initiative "die GlücklichenArbeitslosen" kommt öfter der Gedanke auf, daß allein die Verteilung des Zasters, Kontrolle und Schikane der "Armen, Schwachen und Bedürftigen" und die durch Entzug von Existenzmitteln hervorgerufene sogenannte Kriminalität (ein Tag Gefängnis "kostet" cirka 150 Euro!) erhebliche Mehrkosten verursacht. Würde man die Kohle ohne Kontrolle, also gänzlich automatisch auszahlen ("Bürgergehalt") könnte das sogar innerhalb unseres verkorksten Steuer/Geldsystems Gelder sparen und die Betroffenen von dem eigentlichen Problem, der fortgesetzen Kontrolle und Schikane befreien, sie also wieder in mündige Bürger verwandeln.Angst vor "Arbeitslosigkeit" müßte auch niemand mehr haben...

Als Wink mit dem Zaunpfahl dient hier das EU-Bauerngehalt, ein leistungsunabhängiges Grundgehalt. Dabei waren es die Subventionen, die ähnlich wie heute Sozialhilfe, Rente, Bafög usw entsprechend verteilt wurden -immer von dem Gedanken gepeinigt-, daß auch ja niemand ein Euro zu unrecht kassiert. Irgendwann stach es den EU-Menschen in die Augen: zahlt man die Gelder direkt, spart man erheblich. Daß ein Bauer sein Grundgehalt einsteckt und sonst weiter nichts auf seinem Bauernhof macht, ist zwar möglich und kommt vor, aber man geht von einem durchschnittlich gesunden, eventuell ausgebildeten Menschen aus, der auf seinem Bauernhof sitzt, und irgendwann vom Bedürfnis nach Betätigung gequält wird. (Außerdem kann man ja über dieses Grundgehalt hinaus Geld verdienen).

Es ist schon merkwürdig, daß sich im linken Sumpf niemand mit Ideen und Vorschläge aus den Reihen der Arbeitslosen selbst etwas genauer oder konsequent beschäftigen mag.

Selbstverständlich läßt sich kein "Kommunismus" und keine noch so schöne "Anarchie" in den nationalen Grenzen unseres Vaterlandes aufbauen. Es gibt solche Grenzen einfach nicht mehr. Eine "Nation" war nicht immer eine bloße Idee, eine Wertegemeinschaft, sie drückte sich vorallem materiell in Kilometern an Stacheldraht und in Tonnen an Grenzbefestigungen und Passportpapier aus.

Der allgemeine Sozialabbau, der bereits Ende der 70er mit der Weltwirtschaftskrise einsetze und als erstes die proletarisch-bäuerlichen Sozialstaaten hinwegfegte, kommt einfach nur daher, daß z.B. 25 EU-Staaten "wirtschaftspolitisch" miteinander konkurrieren. Dabei ist sonnenklar, daß z.B. der Staat, mit der längsten Arbeitszeit und den geringsten Löhnen erst mal ein Weilchen bessere Karten hat oder nicht?
Wie ändern? Eben ganz einfach, was ja schon in der Landwirtschaft realisiert wird, übrigens in einem zu unserer Existenz unmittelbar notwendigen Bereich, wo sich die (EU-) Gesellschaft keine Experimente erlauben darf, was also hier bereits ansatzweise funktioniert, kann ja auch in anderen Bereichen funktionieren, oder nicht?

Ein "revolutionärer" Schritt wäre z.B. der Aufbau eines eu-weiten völlig kostenfreies Gesundheitssystems, multikulturell, mit Personal aus der EU, EU-Krankenhäuser z.B. Solche Krankenhäuser (finanziert aus EU-Töpfen) müssen auch nicht unbedingt abschreckende tenchnokratische Gestalt annehmen. Man könnte z.B. gemeinnützige Tätigkeit darin integrieren und es ermöglichen, daß ein Teil des Personals in der EU routiert.
Für uns EU-Bürger wäre es genial, da wir überall in der EU auf etwas ähnliches stoßen, die Öffnungszeiten sind dieselben, und wohlmöglich trifft man im Personal einen Landsmann! Göttlich!


Damit bin ich nochmal bei der Frage nach dem "Bürgergehalt", Sozialhilfe, Bafög, Rente usw. Wenn z.B. eine medizinische Grundversorgung völlig kostenfrei gestaltet wird, spart man sich einen entsprechenden "Betrag" bei den Sozialausgaben. Würde man Nahverkehr, Bildung, Wohnen und Ernährung ebenfalls kostenfrei für jeden Bürger gestalten, bräuchten Sozialhilfeempfänger, Erwerbslose und Obdachlose überhaupt kein Geld mehr. Und der Kluh des Ganzen: solche Wesen gäbs dann gar nicht.
Nun, werden dann vielleicht die Spießer ihre Karriere und das kopflosen Schaffen aufgeben, so wie sie es uns immer versprechen? Ich fürchte nicht, wer eben "mehr" will als die skizzierte Grundversorgung, der geht eben für Geld arbeiten und kauft sich dann was Nettes.
Ich persönlich hätte mit so einer Grundversorgung, meinetwegen anfangs etwas mager keine Probleme. Wer dann wem den Job wegnimmt, wer wen beherrscht, was für Hierarchien dann auch entstehen mögen, was juckts mich, solange meine Existenz dauerhaft sicher und es letztendlich heißt "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen".

Wer nun sagt, das darf nicht sein, weil das keine Marktwirtschaft ist, der ist eben ein Religionswächter, obendrein blind, da es ja z.B. in der Landwirtschaft wunderbar (immerhin werden wir 50 Jahre lang täglich satt!) funktioniert.
Wer nun sagt, das [k]kann[/b] nicht sein, weil wir ja im Kapitalismus leben, und so lange der da ist, für uns Menschen nichts gutes dabei herumspringt, der ist ebenso ein unbrauchbarer Narr!

Nun zum Schluß noch ein interessantes Zitat, welches unter anderem Ludwig Ehrhard mit Mao Tse Tung verbindet und uns lehrt, daß "soziale Marktwirtschaft" keineswegs die geniale Erfindung einiger "Kapitalismusretter" ist:

24.April 1945 *)
Manche glauben, die chinesischen Kommunisten wären gegen die Entwicklung der Privatinitiative, gegen die Entwicklung des Privatkapitals, gegen den Schutz des Privateigentums. In Wirklichkeit ist es nicht so. Das ausländische nationale Joch und das feudale Joch innerhalb des Landes fesseln brutal die Entwicklung des Privatkapitals und zerstören den Besitz breiter Bevölkerungsschichten. Die Aufgabe der neudemokratischen Ordnung dagegen, deren Errichtung wir anstreben, besteht gerade darin, diese Fesseln zu beseitigen, mit diesen Zerstörungen Schluß zu machen und den breiten Kreisen der Chinesen die Möglichkeit zu gewährleisten, die Privatinitiative in der Gesellschaft frei zu entwickeln, die privatkapitalistische Wirtschaft frei zu entwickeln, die jedoch nicht "das Leben des Volkes in ihren Händen halten" darf, sondern ihm Nutzen bringen muß, sowie darin, den Schutz des gesamten, auf gesetzlichem Wege erworbenen Privateigentums zu gewährleisten. (Seite 356)

(...)
In China aber wird die Periode des Kampfes für die Demokratie noch lange dauern. Zu versuchen, den Sozialismus aufzubauen auf den Trümmern der kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ordnung, ohne einen einheitlichen neudemokratischen Staat, ohne Entwicklung einer neudemikratischen staatlichen Wirtschaft, ohne Entwicklung der privatkapitalistischen und der genossenschaftlichen Wirtschaft, ohne Entwicklung einer nationalen, wissenschaftlichen, den Massen zugänglichen Kultur, das heißt einer neudemokratischen Kultur, ohne Freimachung und Entwicklung der Initiative von Hunderten Millionen Menschen - mit einem Wort, ohne die ihrem Charakter nach bürglichlich-demokratische Revolution, die demokratische Revolution neuen Typus, die von der Kommunistischen Partei geführt wird, bis zu Ende durchzuführen, wäre eine vollkommene Utopie.
Manche verstehen nicht, weshalb die Kommunisten die Entwicklung des Kapitalismus nicht nur nicht fürchten, sondern sich umgekehrt unter bestimmten Bedinungen für diese Entwicklung einsetzen. Unsere Antwort ist sehr einfach. Wenn an die Stelle der Unterdrückung duchr den fremden Imperialismus und durch den eigenen Feudalismus eine gewisse Entwicklung des Kapitalismus tritt, so ist diese Erscheinung nicht nur fortschrittlich, sondern auch unvermeidlich. Das ist nicht nur für die Bourgeoisie günstig, dadurch gewinnt auch das Proletariat - und vielleicht sogar in einem noch größerem Maße als die Bourgeiosie. Das heutige China leidet unter dem Übermaß an ausländischem Imperialismus und eigenem Feudalismus und keineswegs unter dem Übermaß an anheimischem Kapitalismus. Im Gegenteil, wir haben bei uns zu wenig Kapitalismus...*))
Übrigens hat mich in chinesischen Diskussionensforen mit chinesischen "linken" mächtig gewundert, daß dort öfter "europäisches" besprochen wird, sogar der Kniefall von Willy Brand in Warschau taucht dort im ASCII-Salat auf, so als sei das allgemeine Bildung.

Nun ein Blick in KPCh-Pamphlete lehrt, daß die "Kommunisten" ihre Gesellschaft überhaupt nicht für "kommunistisch" Ansehen. Obersters Ziel ist heute -ähnlich wie im Mao-Zitat schon ausgedrückt, die Entwicklung der Produktivkräfte, bis sie so entwickelt sind, wie bei uns oder in den USA, wie es cathi oben ausdrückte. Das ist dann der "Kommunismus".Dies hab ich einigen langen oft langweiligen Parteitagsreden von heute entnehmen können.




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*)Aus: Mao Tse-Tung * Ausgewählte Schriften * Band 4; Seiten 356, 359: Politischer Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der KPCh an den VII. Parteitag der KPCh 24.April 1945 * Dietz Verlag Berlin 1956
Perestroika hat geschrieben:http://www.destatis.de
Statistisches Bundesamt, Stat Jahrbuch 2002 Seite 107
6.7 Erwerbstätige im April 2001 nach Berufsgruppen und ausgewählten Berufsordnungen

1. Natur- und Brotkram; 1 Mio; 2,7% der Beschäftigten

470.000 Landwirtschaftliche Berufe "Bauern"
57.000 Tierwirtschaftliche Berufe
22.000 Verwaltung, Beratung und techn Fachkräfte in Land- Tierwirtschaft
394.000 Gartenbauberufe
60.000 Forst-,Jagdberufe


2. Klamotten aller Art; "Proletariat" 12,6 Mio Leute; 34% der Beschäftigten

43.000 Bergleute
6.000 Minerallgewinner,-aufbereiter
30.000 Steinbearbeiter
7.000 Baustoffhersteller
18.000 Keramiker
27.000 Glasherstellung und -bearbeitung
172.000 Chemieberufe
64.000 Kunststoffberufe
35.000 Papierherstellungs-, Papierverarbeitungsberufe
174.000 Druck -und Druckweiterverarbeitungsberufe
44.000 Holzbearbeitung, Holz -und Flechtwarenherstellung

40.000 Hütten-und Halbzeugindustrie (Summe bisher: 660)
46.000 Giessereiberufe
31.000 spanlose Metallverformung
234.000 spanende Metallverformung
38.000 Metalloberflächenveredelung und Metallvergütung
121.000 Metallverbindungsberufe (Summe bisher: 470)
500.000 Metall -und Anlagenbauberufe
559.000 Blechkonstruktions- und Installationsberufe
520.000 Maschinenbau- und -wartungsberufe

487.000 Fahr-, Flugzeugbau- und -wartungsberufe
393.000 Kraftfahrzeug-, Zweiradmechaniker
150.000 Werkzeug- und Formenbauberufe
204.000 Feinwerktechnische und verwante Berufe (Summe bisher: 2813)

412.000 Elektriker, Elektroinstallateure
410.000 andere Elektroberufe
198.000 Montierer und Metallberufe

10.000 Spinnberufe
24.000 Textilherstellung
136.000 Textilverarbeitung
8.000 Textilveredeler
39.000 Lederherstellung, Leder- und Fellverarbeitung (Summe bisher: 1237)

298.000 Maurer, Feuerungs- und Schornsteinbauer
133.000 andere Hochbauberufe
156.000 Tiefbauberufe
119.000 Bauhilfsarbeiter
415.000 Ausbauberufe
85.000 Raumausstatter, Polsterer
347.000 Tischler
52.000 andere Holz- und Kunststoffverarbeitung
335.000 Maler, Lackierer und verwandte Berufe
455.000 Warenprüfer, Versandfertigmacher
565.000 Hilfsarbeiter ohne nähere Tätigkeitsangabe
422.000 Maschinen-, Anlagenführer
79.000 Maschineneinrichter (Summe bisher: 3461)

166.000 Back-, Konditor-, Süßwarenherstellung
110.000 Fleischer
503.000 Köche
25.000 Getränke-, Genußmittelherstellung
33.000 übrige Ernährungsberufe
269.000 Haus- und ernährungswirtschaftliche Berufe
680.000 Hotel- und Gaststättenberufe (Summe: 1786)

959.000 Berufskraftfahrer, Kutscher
203.000 andere Berufe des Landverkehrs
44.000 Berufe des Wasser- und Luftverkehrs
248.000 Berufe es Nachrichtenverkehrs
755.000 Lagerverwalter, Lager- und Transportarbeiter (Summe: 2209)


3. Höhere Produktion: 2,7 Mio; 7,3% der Beschäftigten

979.000 Ingenieure
165.000 Bauingenieure
114.000 Architekten, Raumplaner
100.000 Chemiker, Physiker, Mathematikerinnen
895.000 Techniker
120.000 Technische Sonderfachkräfte
126.000 Technische Zeichner und verwandte Berufe
178.000 Inustrie-, Werk-, Ausbilungsmeister


4. Verteilung von Klamotten: 3 Mio; 8,1% der Beschäftigten

1.677.000 Verkaufspersonal
1.066.000 Groß- und Einzelhandelskaufleute, Ein- und Verkaufsfachleute
339.000 Warenkaufleute ,Vertreter


5. Zirkulationsmittelverteilung: 1,4 Mio; 3,9% der Beschäftigten

Geld !

620.000 Bankfachleute
310.000 Bausparkassen-, Versicherungsfachleute
498.000 Andere Dienstleistungskaufleute und zugehörige Berufe


6. Organisation des Ganzen: 7,6 Mio; 20,5% der Beschäftigten

spätsozialistischer Wasserkopf?

672.000 Unternehmer, Geschäftsführer
80.000 Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und verwandte Berufe
742.000 Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung
315.000 Abgeordnete, administrativ entscheidende Berufstätige
1.195.000 Rechnungskaufleute, Informatiker
1.876.000 Bürofachkräfte, Kaufmännische Angestellte
2.700.000 andere Büroberufe, Kaufmännische Angestellte


7. Bewachung des Ganzen: 1,5 Mio; 4% der Beschäftigten

446.000 Dienst-, Wachberufe
696.000 Sicherheitsberufe
229.000 Berufe im Rechts- und Vollstreckungswesen
138.000 Rechtsvertreter, Rechtsberater


8. Gesundheit: 2,6 Mio; 7% der Beschäftigten

453.000 Ärzte, Apotheker
783.000 Krankenschwestern/-pfleger,Hebammen und Entbindungspfleger
1.013.000 übrige Gesundheitsdienstberufe
335.000 Körperpflege


9. Härtefallbetreuung: 1,3 Mio; 3,5% der Beschäftigten

228.000 Sozialarbeiter, Sozialpädagogen
435.000 Erzieher
552.000 andere soziale Berufe
73.000 Seelsorger


10. Kultur * Bildung * Wissenschaf: 2,1 Mio; 5,6% der Beschäftigten

217.000 Publizistische, Übersetzungs-, Bibliotheksberufe
345.000 Künstlerische und zugeordnete Berufe
1.205.000 Lehrer
310.000 Geistes- und naturwissenschaftliche Berufe


11. Sauberkeit: 1,2 Mio; 3% der Beschäftigten

1.120.000 Reinigungs- und Entsorgungsberufe


12. Rest: 0,7 Mio; 1,7% der Beschäftigten

28.000 mithelfende Familienangehörige ausserhalb der Landwirtschaft
89.000 Arbeitskräfte mit (noch) nicht bestimmtem Beruf
537.000 Arbeitskräfte ohne nähere Tätigkeitsangabe


Insgesamt cirka 37 Millionen Berustätige bei etwa 82 Millionen Bürgern

17 Millionen sind 1-21 Jahre
52 Millionen sind 21-65 Jahre (mehr als 15 Mio nicht "erwerbstätig"!!!)
13 Millionen sind ab 65 Jahre

Perestroika 04.02.2004, 13:15 hat geschrieben:Bemerkungen zu den Daten

1. Die Gruppierung nach "Klassen", etwa "Proletariat", "Kleinbürger", "Bürger", "Bauern" usw ist ziemlich schwierig. Hier drückt sich die Klassenlosigkeit unserer Gesellschaft aus.

2. Nicht nur die Anzahl der Erwerbstätigen bezüglich der Nichtwerwerbstätigen hat rapide abgenommen.( "Früher" arbeiteten auch Jugendliche, Kinder und Alte; Landwirtschaft). Die Arbeitszeit war mal 16 Std/tag und 6,5 Tage/Woche also 80-100 Std/Woche. Heute 35-40 Std/Woche.

3. Viele Bereiche sind ansich überflüssig. So brauchen wir im Gesundheitswesen eigentlich keine Versicherungen. Unsere Neoliberalen wollen aber ein Maximum an Versicherungen: Versicherung für das linke Bein, Versicherung fürs rechte Bein, für Zähne, Augen, Berufskrankheit, für Raucher, Autofahrer usw usf. Wir sind der Auffassung, daß wir für Gesundheit Ärzte, Krankenpfleger usw benötigen. (und natürlich die böse Pharmaindustrie!)

Bei Betrachtung der Daten erkennt man schnell, daß bei einer etwas geschickteren Organisation des Ganzen und ohne irgendwelche "Umverteilungen" von "Einkommen", d.h. ohne Nachteile für den Einzelnen faktisch die 20-25 Std/Woche eingeführt werden könnte.
(aber nicht in einem einzelnen "Staat" allein: alles nur eu-weit möglich.)

4. von den 82 Bundesbürgern sind 52 Mio im sogenannten erwerbsfähigen Alter (21-65 Jahre). Es sind aber nur 37 Mio erwerbstätig. 15 Mio sind nicht erwerbstätig: Arbeitslose, Kleinaktionäre, Frührenter, Frühpensionäre, Hausfrauen, Hausmänner usw. (Gibts dazu einer Statistik?)

Ernährt werden so oder so alle Bürger. Eine minimale Existenz ist jedem möglich. Das Problem der "Arbeitslosigkeit" ist das Problem der "Arbeitslosen", die zwar existieren können, dafür aber von einem Riesenapparat kontrolliert, schikaniert, beleidigt und angespukt werden. So wie es unsere Spießer -besonders die neoliberalen- gerne hätten: wer nicht arbeitet soll auch nicht essen. Das Motto aller "Reformen".

Was kostet die Gesellschaft die Schikane ihrer "Arbeitslosen"?
Durch die Schikane vieler Millionen Menschen wird kostenmäßig gar nichts gewonnen. Menschen, denen bewußt die Existenzmittel entzogen werden, legen sich selten ruhig in eine Ecke zum Sterben. Sie schlagen sich irgendwie durch. In einer barbarischen Gesellschaft werden sie z.B. kriminell, leben vom Klauen und Betrügen.

Das Schikanieren und Kontrollieren selbst kostet aber etwas. Man müßte dazu die Kosten für "Soziales" (inclusive Strafvollzug: 150 Euro pro Tag Gefängnis!) aufaddieren und durch die Anzahl der "Endverbraucher" teilen. So kommt ein hübsches "Bürgergehalt" heraus, das kein Bürger je sieht.

Bürgergehalt
Damit erscheint das Bürgergehalt, eine automatische Existenzsicherung, Grundversorgung sogar unter dem jetzigen Steuer/Geld-System als billiger und sofort umsetzbar. Zahlt man den Zaster gänzlich automatisch aus, spart man sich die Ausgaben für Kontrolle und Schikane. (Andere noch bürgerfreundlichere Variation: Nulltarif bei allen zur Existenz nötigen Sachen, Nulltarif bei einer minimalen Grundversorgung, die weiter abgehoben werden kann.)

5. Die allgemeine Wochenarbeitszeit läßt sich noch weiter absenken (20 Std) falls man Gesundheitswesen, Bildungswesen, Nahverkehr usw auf kostenlose freiwillige gemeinnützige Arbeit aufbaut. Es ist z.B. unklar, weshalb man ein akademisches Hochschulstudium benötigt, um kleinen Kindern Lesen, Schreiben, Malen und Singen beizubringen. Man könnte also z.B. ehrenamtliche Gelegenheitslehrer: "Arbeitslose", (Früh)Rentner, ja auch Banker, die nur 20 Std/Woche arbeiten, in das Schulwesen integrieren. Ähnliches gilt fürs Gesundheitswesen, wo ja gerade die "individuelle" Betreuung besonders "teuer" ist und schon heute in chaotischer und planloser Weise zum Teil auf ehrenamtlicher (oder billiger) Arbeit beruht (z.B. Zivilzwangsdienst).

Falls allen Bürgern -egal ob und was sie "arbeiten" die Existenz gesichert wird, sind diejenigen, die jetzt als "Arbeitslose" schikaniert werden "freie" Menschen. Sie finden oder wollen keine "Erwerbsarbeit".
Wer will sucht sich eben was anderes. Man kann so auch gemeinsam langfristig, in Ruhe und mit freiem Kopf mit anderen etwas aufbauen. So können kleine Firmen entstehen. Dies wäre also die ideale Grundlage für "Marktwirtschaft". Scheißarbeit wird dann so teuer, bis sie jemand macht (siehe Erwerbstätigenstatistik: wieviel "Scheißarbeit" gibts denn?)

6. Bei einer allgemeinen 10 Std-Woche macht auch die Scheißarbeit Spaß: Ich putze dann gerne 2 Std die Woche das Bahnhofsklosett. 2 Std geh ich sternegucken auf der Sternwarte, 4 Std unterrichte ich Menschen in Mathe. All das tue ich, "weil man von was leben muß".

Unsere superschlauen Diplommarxisten (z.B. Kurz) interessieren sich nicht für die Arbeit und das Leben der Menschen. Ihnen ist es wurscht, ob wir 100, 60, 40, 20 oder 10 Std die Woche arbeiten. Für sie ist es stets dieselbe "Ausbeutung".

7. globaler Zusammenhang
Bei einer 20 Std-Woche (beim selbem oder besserem Wohlstand) und eventueller "Arbeitslosigkeit" (ohne Problem für Menschen) haben sehr viele Menschen, ausgebildete Menschen, viel "Freizeit" und Geldmittel. Schon heute engagieren sich viele Millionen kostenlos und ehrenamtlich in den verschiedendsten Bereichen. Diese könnte dann weiter ausgebaut werden und so könnten die 3-Weltprojekte rasant zunehmen.

8. Wie machen?
Klar dürfte sein, daß eine automatische schikanefreie Grundversorgung in einem Einzelstaat, etwa Deutschland, nicht und nur sehr schwer zu realisieren ist. Packen wir es jedoch eu-weit an, müßte es möglich sein. Wir benötigen dazu einen EU-Sozialstaat (mit Ausblick zum globalen grenzenlosen Sozialstaat). Die 25 miteinander konkurrierenden EU-Systeme: Renten, Bildung, Gesundheit, Recht, Verkehr, Steuern müßten zu einem einzigen effizienten System zusammengeführt werden.

Krieg den Hütten * Paläste für alle

@Hugo: ich seh Deinen Beitrag erst jetzt. Danke fürs dicke Lob :D
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