Nie wieder war gestern, konkret 5/25

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root
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Nie wieder war gestern, konkret 5/25

Beitrag von root »

Sieh Konkret 5/2025 Rolf Surmann „Nie wieder“

In seinem Beitrag ‚„Nie wieder“ war gestern‘ springt der Autor Rolf Surmann hakenschlagend durch Raum und Zeit wie ein Hase auf der Flucht. Anders als der Hase, den die Angst vor den Reißzähnen des Wolfes Flügel verleiht, scheint Surmann von der Furcht vor Erkenntnis getrieben.
„Nach einer Zwischenphase, die mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begann und wohl mit dem Ukraine-Krieg endet und die vom aufsteigenden und im Vergleich zu den faschistoiden Verhältnissen in Europa »modernen« Kapitalismus der USA auf der einen, von der alte Herrschaftsstrukturen beseitigenden Sowjetunion auf der anderen Seite geprägt war,(…)“
Die zwischen 1914 1933 und 2025 liegen Jahrzehnte, vertat die Menschheit nicht im Dornröschenschlaf, wie Surmann den Eindruck erweckt, sondern sie sind durch rasante Entwicklungen, das Fundament der globalen Wirtschaft betreffend gekennzeichnet.
„… sind wir mit einem uneingeschränkt siegreichen Kapitalismus konfrontiert. Gegenwärtig zerfällt er in zwei Blöcke. Auf der einen Seite steht der schrankenlose Kapitalismus eines Donald Trump, auf der anderen der herrschaftsvermittelnde Europas.“
Der Kapitalismus, ist unsterblich wie der die Seelen raubende Beelzebub. Und er hat so viele Gesichter, allein in diesem Absatz
1. Der aufsteigende moderne Kapitalismus (USA)
2. Der faschistoide Kapitalismus
3. Der alten Herrschaftsstrukturen beseitigende Kapitalismus
4. Uneingeschränkt siegreichen Kapitalismus
4.1. schrankenloser Kapitalismus im Privatbesitz von Trump
4.2. ein herrschaftsvermittelnder Kapitalismus

Den aktuellen chinesischen, indischen, türkischen, sudanesischen usw. Kapitalismus lassen wir mal außen vor. Denn würden wir die alle noch einführen, dann wäre der einschläfernde Text geeignet eine dicke buddhistische Gebetsrolle zu füllen.

Der Marxismus kennt eigentlich nur einen Kapitalismus, in dessen Zentrum die Warenproduktion steht.
Die Ware“, so Marx am Beginn seiner Analyse der kapitalistischen Produktionsweise, „ist zunächst ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Dienstleistung und Ware? Eine Dienstleistung ist nun augenscheinlich kein Ding und kann daher keine Ware sein.
Nun ist die Dienstleistung immer auch ein Element in der warenproduzierenden Gesellschaft, aber eben nur ein untergeordnetes, das gemäß Marx der Ware keinen Wert zufügt.
Wenn z. B einen Sack Reis einmal um die Erde transportiert wird, ändert sich an seinem Wert nichts.
Allein hier sollte ein „Marxist“ schon aufmerken, denn eine Dienstleistungsgesellschaft, die ja dadurch gekennzeichnet ist, dass hauptsächlich Dienstleistungen erbracht werden, kann eigentlich keine kapitalistische Gesellschaft sein.
Dieses Dilemma umgeht Herr Surmann in dem er einfach immer neue Kapitalismen erfindet.
In seinem ganzen Text beschäftig ihn aber nirgends der Kapitalismus als ökonomische Kategorie noch der Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit.
Im Wesentlichen beschäftigt sich der Text mit Institutionen, also Deutschland, USA, Russland, Sowjetunion, Europa usw.
Offensichtlich scheint das Problem also nicht die Wirtschaft, sondern die Verwaltung, denn Institutionen dienen der Verwaltung des menschlichen Lebens. Präziser gefasst, das Problem scheint vom Nationalstaat im Zeitalter der Globalisierung auszugehen.
Und in der Beziehung versagt Surmann kläglich.

Zunächst mal nutzt er die Begriffe nach individueller Beliebigkeit.
Während einerseits die Staaten Europas sich schwer bekämpften
Der Erste Weltkrieg wurde von den Staaten Europas als Kampf um die Weltbeherrschung geführt

ist Europa andererseits seit Jahrhunderten ein Hort von Harmonie und Gleichklang.
Europa hingegen hält am jahrhundertealten Bild eines starken Europas (mit Einschluss eines domestizierten Russlands) fest und setzt auf entsprechende militärische Optionen.


Fakt ist, Europa ist keine nationalstaatliche Institution, sondern ein langsam zerfallender Rohbau. Wir erleben aktuell wie die europäischen Nationalstaaten versuchen sich neu zu erfinden und ihre Souveränität zurückzugewinnen.
Es stellt sich nämlich rein praktisch die Frage, wie eine
root
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Re: Nie wieder war gestern, konkret 5/25

Beitrag von root »

Rolf Surmanns zentrale Frage lautet:
'Welche Konsequenzen hat dieses Land aus seiner Geschichte gezogen?'
Und sie enthält bereits alles um den Autor auf Abwege zu führen.

In welchem Verhältnis steht dieses Land zu den Menschen die darin wohnen?
Wer ist dieses Land?
Kann es andere Konsequenzen ziehen als seine Bürger?
Jedenfalls sind seit dem Ende des 2. Weltkrieges 80 Jahre seit dem Ende des 1. Weltkrieges 117 Jahre vergangen.
Dieses Land hat die in ihm lebenden Menschen schon 1 mal komplett ausgewechselt.

Herr Surmann beschäftigt sich genau genommen nicht mit den realexistierenden Menschen sondern mit einer Institution, der Institution 'Deutschland'.
Diese ist seit ewig existent und unsterblich.
Das bietet Wissenschaftlern wie surmann die Chance nichts zu verstehen denn solche Erscheinungen sind keiner Entwicklung unterworfen es sind
Untersuchungsgegenstände die sich nicht verändern.
Während sich innerhalb dessen was Deutschland bezeichnet mittlerweile rund 3 Generationen den Staffelstab weitergereicht haben, und die äußere geographische Ausdehnung diverse Anpassungen erfuhr, bleibt Deutschland für den Theoretiker unverändert.
Würde man von 1945 aus gehen im selben Abstand zurück in die deutsche Geschichte blicken
Landet man in der Zeit zwischen 1844 und 1870.
Da gab es Deutschland eigentlich noch gar nicht.
Wenn es eine Zeit ohne Deutschland gab, wie wird es in 100 Jahren also 2125 um Deutschland bestellt sein? Gibt es Deutschland dann vielleicht nicht mehr?
Nun ja solche kindischen Fragen interessieren nicht.
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