schokolade hat geschrieben:
Hallo Frank
HamburgFrank hat geschrieben:
Hallo Schokolade,
ja wenn man einen Weltzentralstaat will, dann muß man Karls Ansatz kritisieren. Ich halte einen Weltzentralstaat aber für völlig absurd zumindest wenn man den Anspruch hat, dass er demokratisch sein soll und viele Mitwirkungsmöglichkeiten für alle Menschen auf der Erde bieten soll. Aber natürlich kann das jeder anders bewerten und auch das politisch als Ziel verfolgen.
Zunächst mal will ich dir sagen das der Aufbau eines Weltzentralstaates nicht mein Wille ist. Ich möchte aber auch keinen europäischen, keinen deutschen und auch keinen preußischen Zentralstaat.
Ich spreche in meinem Beitrag auch nicht von Zentralstaat.
Mein Wunsch wäre eine Ordnung ohne Herrschaft.
Mit dem Wollen ist es so eine Sache. Man kann z. B. schönes Wetter wollen, aber deswegen bekommt man es nicht. Will man wissen wie das Wetter morgen wird fragt man am besten einen Meteorologen. Der kann das Wetter zwar nicht machen aber er kann dir eine Vorhersage liefern.
M.E. wirken in der Entwicklung des menschlichen Zusammenlebens gewisse Kräfte die unabhängig vom Willen des einzelnen den Gang der Geschichte bestimmen.
Nehme wir z. B die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen. Handelt es sich bei ihr um "Weltzentralstaatsmüll"? Wäre die Menschheit besser dran wenn es sie nicht gäbe?
Sollen wir den Internationalen Gerichtshof als "Weltzentralstaatsmüll" in die Tonne treten?
Unabhängig von meinem Willen, entwickelt sich ein globales Gouvernement wie Karl Pitz ja auch durchaus nachvollziehbar erläutert.
Für mich stellt sich daher nicht die Frage ob ich das will sondern ob ich darin eine positive oder negative, ein fortschrittliche oder reaktionäre Entwicklung erblicke.
Ich sehe darin eine fortschrittliche Entwicklung und unterstütze sie
Die Menschenrechtscharta sollte in meinen Augen nicht abgeschafft sondern erweitert werden. Z.B. um das globale BGE. Auch fehlt der Weltgemeinschaft die die "Macht" diese Rechte durchzusetzen, also wirklich zu garantieren. Hier wäre u.a. der internationale Gerichtshof gefragt.
HamburgFrank hat geschrieben:
Karls Vorschlag ist da viel naheliegender und realistischer und bietet das beste Potential für eine demokratisches europäisches Gemeinwesen bei dem die Menschen viel zu sagen haben.
Gerade wurde in Indien von 500.000 bis 600.000 Wahlberechtigten demokratisch gewählt. Ist das jetzt ungültig weil für deinen Geschmack zu viele Menschen eine gemeinsame Regierung wählen?
Ob ich was zu sagen habe hängt nicht mit der Größe des Gemeinwesens zusammen, sondern von die Informationen die ich erhalte – also Transparenz - und natürlich von den Interessen die mein Leben begleiten.
Mitbestimmung bedeutet auch "Arbeit leisten".
Die kritische Betrachtung der demokratischen Strukturen in Deutschland wie sie die Piratenpartie mal getan hat, überträgt sich selbstverständlich auch auf eine zukünftige demokratisch verfasste Weltgemeinschaft.
Ziel wäre eben kein Staat im dem Sinne wie wir ihn kennen. Wenn es nur noch einen Staat gibt braucht man weder Repräsentanten noch "Oberhaupt".
Warum Karls Vorschlag "naheliegender und realistischer" sein soll, erklärst du uns nicht. Gerade TTIP zeigen doch, das die Globalisierung eben auch vor den Grenzen des niedlichen, "europäischen Gemeinwesen" kaum halt machen wird.
HamburgFrank hat geschrieben:
Die Gefahr eines europäischen
"Nationalismus" ist damit nicht gebannt, die USA zeigen, das aber die Lösung dagegen ist nicht ein Weltzentralstaat sondern lebendige Zivilgesellschaften, nicht abgeleitet aus Ideenschmieden sondern wie es sie wirklich bereits gibt (siehe Schweiz) und sich analog dazu in Europa demokratisch zu organisieren.
Das Idealisieren des gegenwärtigen Zustandes ist kein Argument. Sondern drückt reine Naivität aus. Was soll z. B. ein Idealisieren der Schweiz. Während der Faschismus Europa verwüstete lebten die Schweizer prächtig vom Vermögen der zum Exil gezwungenen. Auch das Zahngold der durch Deutschland ermordeten Menschenmassen fand bei den Schweizern wohlwollend Asyl. Und bis heute war eine zentrale Einnahmequelle das Bankgeheimnis.
Bei Reichtum und Freiheit handelt es sich um ein Geschwisterpaar. Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten, dass in den 70gern und 80gern die Einreise in die Schweiz nur möglich war, wenn man finanzielles Potenzial an der Grenze nachweisen konnte.
Deutschland als drittgrößter Waffenexporteur ist wohl nicht zuletzt aus dem Grunde ein guter Freund der amerikanischen "Zivilgesellschaft". Denn es existiert kaum ein militärischer Konflikt an dem Deutschland und USA nicht beteiligt waren.
In den amerikanischen Foltergefängnissen gingen BND-Mitarbeiter ein und aus.
Ich habe gerade einen Doku über den Irak gesehen. Da wurde festgestellt das der böse Sadam Hussein "seinen" Reichtum in Rüstungsgüter gesteckt hätte anstatt ...
Und wer lebte prächtig davon? Diejenigen die jetzt mit den Fingern auf ihn zeigen.
Also kurz:Die politisch verfasst Gegenwart wie sie die Nationalstaaten spiegeln, taugen beim besten Willen nicht für den Blick in die Zukunft.
Fuck off Staatsgeheimnis!
Das demokratische Selbstverständnis der Piraten, z.B. der AG Europa Leute, offenbart sich übrigens in dem Fakt, das Gilles mit Hilfe von x-ich Delegationen selbstherrlich und kommentarlos Anträge durchwinkt oder ablehnt. Wir haben wahrlich die Demokratie neu erfunden.
Mit solchen Leuten –Sargnägel des Piratenprojekts- ist das Neue bereits im Ansatz gescheitert.
HamburgFrank hat geschrieben:
Da kann man sich dann auch als global denkender Mensch einzubringen sodaß die politischen Kräfte gestärkt werden, die neben der regionalen und der europäsichen Perspektive auch der globalen Perspektive Raum geben. Das ist jetzt nicht so schwer in Zeiten des Klimawandels und des Internet.
Da ich keine Festung Europa "möchte" kann ich schwer mit Leuten zusammen arbeiten denen genau so eine Festung vorschwebt.
Ich habe in meiner
Bewerbungsrede um einen Listenplatz für die Eu-Wahl mich dagegen verwehrt.
Schokolade hat geschrieben:
Dann gibt es noch jene, die Europa als eine großartige Idee betrachten, die sich Europa nur mit Bürgern vorstellen können, die sich als Europäer fühlen, die den gesammelten nationalistischen Rotz auf Europa übertragen wollen. Die sich darum schwertun der Aufnahme der Türkei zuzustimmen, und für die die EU-Erweiterung auf den afrikanischen Kontinent ein No-go, die sich heute vielleicht gegen die "Festung Europa" aussprechen, diese aber bereits im Herzen mit sich tragen. Kurz für die Europa idealistisch und geografisch determiniert ist.
Für mich existiert nur noch eine Perspektive, die menschliche.
HamburgFrank hat geschrieben:
Mich wundert zur Zeit viel mehr, daß gute Ansätze wie der von Karl in der Politik so wenig Gehör finden, daß die etablierten Parteien zu Europa so viel Schwachsinn von sich geben, daß zur Ukraine-Politik Altkanzler Schmidt sie und die EU
zurechtweisen muß
http://web.de/magazine/nachrichten/ausl ... eg.573.168
daß in der gestrigen europaweiten Debatte der Kommissionspräsidenten-Kandidaten (Phoenix) so wenig gute & innovative Vorschläge zur Jugendarbeitslosigkeit in Europa kamen was und wie es in Europa besser laufen könnte...
Die gegenwärtige Politik ist ja von Karls Ansatz nicht so weit entfernt. Glücklicherweise ist er nicht zukunftsfähig. Die Gründung eines wie auch immer verfassten europäischen Staates mit festen Grenzen steht der Entwicklung eben entgegen.
Verhandlungen wie TTIP zeigen das ebenso eindruckvoll wie die anhaltende Debatte um die Aufnahme der Türkei in die EU. Auch eine Weltwährung ist hier und da im Gespräch.
Das die etablierten Parteien mehr Schwachsinn zu Europa reden als andere, das solltest du erst mal nachweisen.
Der Ukrainekonflikt zeigt aber den Mangel einer europäischen Position. Es ist grade der deutsche Staat, der hier eskalierende Politik betreibt z.B. das unsägliche Auftreten des deutschen Außenministers auf dem Maidan.
Solche Konflikte können nicht durch Nationalstaaten, die bekanntlich ihre eigenen Interessen verfolgen, gelöst werden. Während Deutschland seine spezifischen geostrategischen und wirtschaftspolitischen Interessen verfolgt, sich dabei nicht mal zu schade ist auch mit Faschisten zusammenzuarbeiten und das ganze als Freiheitskampf tituliert, wirft es der anderen Seite, die ja nichts anderes als es selber macht Kriegstreiberei vor. Man selber schießt immer nur zurück Deutschland wird bekanntlich auch am Hindukusch verteidigt.
Wer keinen Krieg will, der kann sich m.E. nicht auf seine Regierung verlassen.
Der Nationalstaat ist tot, und das was unsere Politikerinnen gerade machen ist ein Verbrechen. Der Kanzler a.d. Herr Schröder gibt heute öffentlich zu das der Krieg gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig war. Aber er meldet sich nicht bein Internationalen Gerichtshof um in der Zelle von Milošević seinen Prozess abzuwarten.
HamburgFrank hat geschrieben:
Mich wundert wie viele naheliegenden Dinge von vielen Menschen nicht verstanden werden, auch von denen nicht, die es in der Politik weit nach oben geschafft haben. Ich habe das völlig unterschätzt.
Grüsse
Frank
Also in deinem Beitrag habe ich nicht ein einziges Argument gefunden. Er erstrahlt nur im dunklen Licht der Angst vor dem Neuen und sucht sich am Bestehenden zu klammern.
Schokolade